Mittwoch, 17. Dezember 2008

Stille Hosen?

Als Düsseldorfer muss ich mal ein Wort zum neuen "Tote Hosen" Album, mit dem Titel "In aller Stille" verlieren.

Als alter Fan der Band bin ich sehr skeptisch über die Entwicklung welche die Hosen in den letzten Jahren gemacht haben. "Zurück zum Glück" war für mich der Tiefpunkt einer Entwicklung, die seit "Unsterblich" angefangen hat. Also waren die Erwartungen meinerseits schon sehr niedrig, was das neue Album angeht, welches seit dem 14.11. im Handel erhältlich ist. Die erste Single-Auskopplung "Strom" hat mich aber aufhorchen lassen: Kräftig im Ton und dem Text, wenn auch vom Klang her ähnlich den starken Liedern des letzten Albums, allen voran "Ich bin die Sehnsucht in dir".

Mit Interesse hab ich nun also letzten Freitag einfach mal als Spontan-Kauf die 14,99€ bei Saturn gelassen und mir das Album zugelegt. Das Album beginnt stark mit "Strom" und schafft es auch diese Stärke die erste Hälfte der CD, welche insgesamt 42 Minuten hat, zu halten. Ich werde nun chronologisch die Titel des Albums einzeln beschreiben.

2. "Innen alles neu": Ein fantastischer Titel, welcher mich persönlich auch anspricht. Im Ton erst ruhig mit bombastischen Refrain. Interessant ist der für Campino untypische Gesang während der Strophe. Für die Toten Hosen ist die Melodie in der Form wirklich was Neues. Weiter beschreiben kann ich sie jedoch nicht, dazu fehlt mir das nötige theoretische Musik-Verständnis.

3. "Disco": Eine schöne Parodie auf diverse aktuelle Rocktitel. Dazu ist das Lied als ganzes zu verstehen. Mit typischen elektronischen Beats und Effekten, unterstreicht das Lied diese Parodie - Der Text beschreibt dabei ganz gut normale Disko-Szenen, wie sie jeder sicherlich schon einmal, zumindest zum Teil, erlebt hat.

4. "Teil von mir": Im Vergleich eher schwach, aber trotzdem ein gutes Lied. Als klassisches Hosen-"Liebes"-Lied zu sehen, gibt der Text eine schwierige Beziehung wieder. Leider setzt sich hier wieder der harte Campino durch, welchen ich ihm nicht ganz abkaufen möchte. Ich mag's aber, wegen der instrumentalen-Begleitung. Die Gitarre erinnert mich einfach an Billy Talent.

5. "Auflösen": Ich glaub dieses Lied wird die Geister scheiden. Das liegt hauptsächlich an Birgit Minichmayr mit der Campino ein Duett singt. Ich liebe ihre Stimme, welche sehr gewöhnungsbedürftig, aber wunderschön ist. Eine ruhige Ballade über den Beginn einer Beziehung. Einer meiner persönlichen Höhepunkte der CD, auch wenn's sehr ruhig ist.

6. "Leben ist tödlich": Hmm, kann ich keine wirkliche Meinung zu abgeben. Einerseits mag ich wieder die Gitarren-Begleitung. Der Text ist aber wieder eine deutliche Schwäche. Die Versuche der Hosen ernste und tiefgründige Texte zu schreiben gelingt meines Erachtens wieder nicht. Ihre Stärke sind entweder die lustigen und absurden Texte, oder diejenigen, welche sehr klar heraus ihre Meinung formulieren. Aber ein solches Geschwurbel ist für mich einfach unverständlich.

7. "Ertrinken": Was hat das Klavier da zu suchen? Dieselbe Stimmung hätten sie auch mit normaler Begleitung erreicht... naja, auf jeden Fall wieder eine schöne Ballade. Sowas scheint in letzter Zeit eher die Stärke der Hosen zu sein. Mehr brauch ich dazu nicht zu sagen ;)

8. "Alles was war": Ein Lied über vergangene Freundschaften, wenn man sich nach langer Zeit wieder trifft. Der Refrain ist murks - Die Hymnen-Stimmung passt einfach nicht. Sonst aber ein durchschnittliches Lied, welches knapp vor der Katastrophe ist dank des Textes. Das Geschwurbel (siehe "Leben ist tödlich") ist aber nicht so schlimm wie zu Beginn befürchtet. Also ein Lied bei dem ich sage: "Nett".

9. "Pessimist": Ich mag die Stimmung: Untergang par excellence. Dazu trägt die Stimme und die instrumentale Begleitung bei. Der Text funktioniert gerade heraus - Es geht einfach um die Tatsache, dass der Punk, wie Campino ihn erlebt hat, einfach vorbei ist.

10. "Wir bleiben stumm": Als ich das Lied das erste mal gehört habe, dachte ich an "My Way" von Frank Sinatra. Würde zum Lied selbst passen und ist vielleicht auch gewollt. Auf jeden Fall hält sich dieser Eindruck nicht, was aber auch nicht verkehrt ist. "Pessimist" wird fortgesetzt von der Thematik her, bleibt aber ein kleines bisschen ruhiger.

11. "Die letzte Schlacht": Der Kommentar der Toten Hosen zu dem aktuellen Versuch der Regierung uns auszuspionieren. Das Lied funktioniert super und man hört wieder die alte Trotzigkeit der Hosen raus. Es bleibt zum Glück sehr oberflächlich, was im Vergleich zu den alten Alben sehr angenehm ist. Find ich sehr schön - Mehr davon!

12. "Tauschen gegen dich": Die letzte von drei Balladen. Hat bei mir eine Gänsehaut verursacht was auch am Text liegt. Toller Abschluss der Balladen-Trilogie.

13. "Angst": Der Anfang erinnert mich ein bisschen an das James Bond-Thema. Die Thematik dreht sich um die Verzweiflung einer gescheiterten Person. Ist mir persönlich ein bisschen zu abstrakt und versucht zu sehr an das fantastische "Nichts bleibt für die Ewigkeit" anzuknüpfen. Nicht so gelungen wie jenes Meisterwerk. Dennoch gut, wenn auch nicht überragend.


Damit endet meine Vorstellung der einzelnen Lieder. Das Album ist um Längen besser als "Zurück zum Glück", was auch nicht sehr schwer ist. Es fehlen das sonst obligatorische englische Lied sowie der Fun Punk von früher, was ich aber persönlich nicht schlimm finde, sondern einfach konsequent. Die Hosen scheinen sich in ihrer "erwachsenen" Rolle erst zurecht finden zu müssen. Mit "In aller Stille" haben sie aber bewiesen, dass es sich lohnt darauf zu warten.

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