Samstag, 11. April 2009

Paradoxon Wikipedia

In den letzten Tage gab es ja bereits vielerorts zu lesen zum Fall der Abmahnungen nach einer vermuteten Weiterverwendung von Bildern aus der Wikipedia ohne die Nennung der Urheberrechte. Wer das verpasst hat, oder sich nochmal auf den neuesten Stand bringen möchte, dem sei Internet-Law, oder der Odem-Blog, der Blog des betroffenen Alvar Freude ans Herz gelegt. Über technische oder juristische Details kann ich mich hier nicht auslassen, nutze aber die Gelegenheit ein paar Worte über mein Sinnverständnis der Wikipedia zu verlieren.

"Wikipedia ist eine freie Enzyklopädie" - So sagt es der Artikel über Grundprinzipien der Wikipedia. Mit diesem Schlagwort steht das Projekt als glänzender Leuchtturm derjenigen da, die ein komplett freies Internet befürworten, ergo eines ohne Barrieren für den Nutzer. Weiter heißt es, dass eine "Weiternutzung unter der Bedingung der Autorennennung {...} erlaubt" sei. Einerseits ist dies verständlich und auch logisch, andererseits auch ein Problem: Es ist unmöglich einen Autor für einen Artikel zu nennen. Es gibt nur vereinzelte Artikel die von einem einzigen Autor verfasst wurden, der Rest ist eine Zusammenarbeit von verschiedenen Usern. Einen einzelnen Autor festzumachen um diesen entsprechend würdigen zu können wird, je komplexer ein Artikel ist, immer schwieriger. Nach klassischen Zitierregeln ist die Verwendung von enzyklopädischen Texten sowieso unzulässig, wegen ebendieser Problematik. Was also übrig bleibt ist die Nennung der Wikipedia im Allgemeinen, was aber eigentlich zu pauschal bleibt. Dieses Grundprinzip wird durch den Aufbau der Wikipedia also quasi unmöglich gemacht. Entweder man versucht sich daran jeden User der am Aufbau eines Artikels beteiligt war zu nennen, oder verstößt automatisch gegen dieses Prinzip. Da Ersteres extrem kompliziert ist, darf es nicht wundern, dass es in den meisten Fällen ausbleibt.

Merkwürdig wird es, wenn es um die Verwendung von Bildern aus der Wikipedia geht: "die Bilder haben verschiedene Lizenzen" heißt es dazu - Während die Texte unter der offenen Lizenz stehen und jeder User gezwungen wird seine Arbeit so frei zu stellen, gilt dieses Prinzp für die Bilder nicht: Hier ist jeder, der sein Bild online stellt in der Lage seine eigenen Lizenzvorstellungen durchzusetzen und zu sagen, wer das Bild verwenden darf und wer nicht. Dies steht meines Erachtens im krassen Gegensatz zum Verständnis über die Arbeit der Schreiber und der Wikipedia im Allgemeinen. Warum gelten für diejenigen die ein Bild hochladen ganz andere Gesetze als für den Rest der User? Sinnvoll ist diese Enzyklopädie doch nur, weil jeder User seine Arbeit für die Anderen zur Verfügung stellt. Im Extremfall heißt dieses geänderte Lizenzverständnis für Bilder doch z.B., dass der Besitzer eines Bildes jedem Artikel die Benutzung versagen darf, es sei denn dieser ist in seinem Sinne geschrieben. Man ist also der Willkür der Rechteinhaber ausgeliefert.

Ich denke hier ist ein großes Umdenken und die Aufklärung des Sinnes der Wikipedia erforderlich. Fälle, wie die Abmahnung des Assoziations-Blasters durch eine einzelne Person (Abgesehen davon, dass die Abmahnung in diesem Fall ohne Rechtsgrundlage zu sein scheint), führen die Wikipedia ad absurdum und sind ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die sich selbstlos in den Dienst der freien Wissensvermittlung stellen. Solang dieser Fall nicht geklärt ist, werde ich jedenfalls nichts mehr für Wikipedia machen - Mag zwar nur ein schwacher Protest sein, aber vielleicht nimmt ihn sich ja der Eine oder Andere zu Herzen.

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